Über den Lutherstammort Möhra und Luther

Als Martin Luthers Vater, Hans Luther, 1483 mit seiner jungen Frau, Margarete geb. Lindemann, Möhra verließ, um sein Glück als Bergmann im Mansfelder Land zu suchen, ließ er eine zahlreiche Verwandtschaft hier zurück.Die Luthers gehören zu den ältesten Familien in Möhra und sind seit Anfang des 14. Jahrhunderts hier nachweisbar. Auch heute gibt es in Möhra und Umgebung zahlreiche Familien, die den Namen Luther tragen. Sie stammen im wesentlichen alle von Martin Luthers Onkel, Hans dem Kleinen, ab, der den elterlichen Hof erbte und in Möhra wohnen blieb. Von der Beziehung Martin Luthers zu Möhra zeugt nicht nur ein Brief, in dem er sich beim Kurfürsten für seinen Onkel Heinz verwendet, sondern vor allem sein, Wohl von "höherer Stelle" angeordneter Besuch auf der Rückreise vom Reichstag in Worms am 3. und 4. Mai 1521 in Möhra. Die Überlieferung berichtet, dass Luther am 4. Mai auf dem Dorfplatz den Leuten von Möhra gepredigt habe. Die kleine Kapelle, die damals hier auf dem Kirchberg stand, war ja nur so groß, wie der jetzige Altarraum. Aus dieser alten Kapelle ist uns nur die steinerne Tischplatte des Altars mit fünf eingehauenen Weihekreuzen erhalten geblieben. Um 1560 geschah die erste Erweiterung der Kirche.

Die Fenster des Altarraumes, Triumphbogen, Taufstein, Kanzel und die Reste einer Nische hinter der Kanzel stammen aus dieser Zeit.


Als erster evangelischer Pfarrer wirkte von 1536 bis 1540 Heinrich Hermann hier. 1615 wurde das mit dem sächsischen Wappen gezierte Kirchhofstor gebaut. Aus der Trinitatskirche zu Ruhla bei Eisenach kaufte man 1686 eine alte Orgel, deren Barokprospekt uns noch heute erhalten ist. Bemerkenswert sind die nach 1705 in den Außenfeldern einfügten dicken Holzpfeifen, die mit einer Silberfolie belegt wurden und so Metallpfeifen vortäuschen sollten.


1684 wurde auf dem Altarsplatz der Pfarrer Daniel Cäsar begraben, dessen Grabplatte man später hinter der Kanzel in die Wand einbrachte. Durch Sturmschäden und Blitzschläge bot die Kirche am Ende des 17. Jahrhunderts einen traurigen Anblick. 1705 errichtete man unter Verwendung der alten Steine ein neues Kirchenschiff mit einem schön gestalteten Südportal. 1724 wurden die Emporenbrüstungen bemalt und 1794 erfolgte die Bemalung der Holztonnendecke mit einer illusionistischen Malerei.

Die Jubiläumsfeierlichkeiten zu Martin Luthers 400. Geburtstag 1883 wurden auch in Möhra begangen. Eine wertvolle Lutherbibliothek wurde eingerichtet und aus staatlichen und kirchlichen Mitteln drei neue Bronzeglocken beschafft, von denen nur die größte die Zwangsablieferungen der beiden Weltkriege überlebte.


1907 ging man an eine umfassende Innenrenovierung. Die Holzdecke wurde samt Malerei zugeputzt und die gesamte Kirche im Stil der Zeit mit einer dunklen Dekorationsmalerei versehen. Die bunten Glasfenster im Altarraum wurden von einem Seitenverwandten Martin Luthers gestiftet. 1945 nahm die Kirche durch amerikanischen Panzerbeschuss an ihrer Westseite schweren Schaden. Die Orgel wurde dadurch fast unbrauchbar. 1961 konnten durch Spenden der Gemeinde zwei neue Bronzeglocken beschafft werden. 1968 entschloss man sich zu einer Innenrenovierung. Dabei wurden die alten Farbverhältnisse wiederhergestellt, der Orgelprospekt von Übermalungen befreit und nach Entfernung des Putzes die Holzdecke nach den alten Vorlagen bemalt. In Vorbereitung des Jubiläumsjahres 1983 erfolgten nochmals umfangreiche Renovierungen im Innenraum und an der äußeren Gestalt der Kirche. Im gleichen Jahr baute die Firma Böhm aus Gotha in das alte Gehäuse eine neue Orgel mit 15 Registern ein.

Die Erhaltung unserer schönen Kirche ist ein Anliegen, dass auch immer wieder an die Spendefreudigkeit unserer Gemeinde von ca. 550 Seelen und der vielen Besucher unseres Dorfes appelliert.

Lutherplatz Am Lutherplatz befindet sich das Luthersche Stammhaus. In der jetzigen Gestalt wurde es 1618 von Georg Luther auf den Grundmauern des alten Hauses errichtet. 1982 wurde es renoviert. Das Lutherdenkmal wurde vom Märchen- und Sagensammler Ludwig Bechstein veranlasst. Der Bronzeguss geschah in der Werkstatt des Nürnberger Erzgießers Jakob Daniel Burgschmied. Am 15. Juni 1861 wurde es feierlich eingeweiht. Auf den Feldern des Sockels sind wichtige Begebenheiten aus Luthers Leben dargestellt: Thesenanschlag, Gefangennahme, Luther auf der Wartburg. An den Ecken die vier Evangelisten Mattheus, Markus, Lukas und Johannes.In der aufgeschlagenen Bibel stehen Worte aus dem Johannesevangelium, die Luthers Anliegen deutlich machen: "So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger und werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen." Joh, 8, 31-32